Der Batterieraum des Corso
Zurück zum Schaltschema BildwerferanlageAufbau und Funktion
Der Batterieraum war in der Reihenfolge der Funktionsräume, die aus baulichen Gründen ausschließlich rechts gelegen waren, der vorletzte. Hinter ihm befand sich noch ein Nischenraum mit den Kästen für die Buchstaben der Kinoreklame.
Die im Batterieraum untergebrachte Akkumulator-Batterie bestand aus 12 in Reihe geschalteten Blei-Zellen á 2V, aus der die 24V Gleichspannung zum Betrieb des Notlichts und der Zusatz-Notbeleuchtung (Panikbeleuchtung) bei Netzausfall entnommen werden konnte. Eine solche Zelle besteht aus Bleiplatten, die in die Schwefelsäure eingetaucht waren.
Nach den bei Eröffnung der Corso-Lichtspielen gültigen Vorgaben für Schaltung und Aufbau von Notbeleuchtungsanlagen (VDE-Vorschrift 0108/4.59) muß bei Bleiakkumulatoren der Zustand der Bleiplatten überwachbar sein, deshalb war jede Zelle in einem hohen Glasgefäß untergebracht. Die zwölf Glasbehälter waren in dem relativ schmalen Raum im Winkel aufgestellt, die Akkus 1 - 3 befanden sich an der hinteren Wand, die Nummern 4 - 12 an der rechten Seite. Sie waren auf zwei durch Querbalken verstärkte Holzbalken angeordnet. Wegen der hohen Anforderungen an Stabilität und Beständigkeit wurde für diese Holzgestelle kernholzreiches Pitchpine (Pechkiefern-)Holz verwendet. Sowohl die Holzbalken als auch die Zellen standen auf Porzellanfüßen. Am vorderen Holzbalken befand sich das Porzellanschild des HerstellersAFA, auf der auch die Zellengröße (KL 4) vermerkt war.
Aus derAccumulatoren Fabrik Aktiengesellschaft (AFA) aus Hagen ging auch das Tochterunternehmen Varta hervor.
Unter jeder Zelle war auf dem Balken zudem ein Keramikschild mit der zugehörigen Nummer angebracht.
Plus und Minus-Leitungen der Akkubatterie liefen als blanker Kupferdraht über Porzellanisolatoren an der Wand entlang. Der Minuspol der Akkubatterie war bei Akku Nr.1, der Plus-Pol bei Akku Nr.12. Plus- und Minuspol waren ebenfalls mit Porzellanschildern an der Wand gekennzeichnet. Über Akku 7 und 8 wurden sie in einen Bakelit-Sicherungshalter und von dort durch die Wand zum Steuer- und Ladegerät auf der anderen Seite geführt.
Die offenen Glasbatterien mußten in einem abgetrennten Raum mit guter Belüftung untergebracht werden, denn sie entwickeln beim Laden Säurenebel, sowie Wasserstoff- und Sauerstoff-Gas. Über die Jahre überzog dieser den Sicherungskasten, die Holzbalken und Porzellanschilder mit einem schwach glitzernden kristallinen Film, der sogar den Metallschutzkorb der ovalen Feuchtraumleuchte aus Bakelit rosten ließ.
Der Batterieraum war türkisblau gestrichen und fensterlos. Der nach VDE 0510 geforderte Anschluß an das Belüftungssystem erfolgte über ein Rohr in der linken hinteren Ecke. Die Tür des Batterieraums war verriegelbar und wegen der Explosionsgefahr durch das Ausgasen der Akkus mit einem Verbotschild für Feuer und offenes Licht versehen.
Der Boden war des Batterieraums war mit grauem Sand bedeckt, um Flüssigkeiten besser aufzusaugen. Auf der linken Seite standen die leeren Kanister für destilliertes Wasser. Der Füllstand der Batterien mußte regelmäßig überprüft und bei Bedarf destilliertes Wasser nachgefüllt werden.
Der Vorführer Bernhard Böhm erinnert sich, daß sein erster Weg im Corso immer zum Batterieraum führte. Destilliertes Wasser stand in den großen blauen Behältern an der linken Seite zum „Nachfüllen“.
Fundzustand
Die Batterien waren teilweise ziemlich eingetrocknet, zwei Glasbehälter waren beschädigt. Aerometer zum Prüfen des Säuregehaltes waren achtlos auf den Behältern abgelegt worden. Mehrere Nummernplaketten waren im Sand neben Deckel-Sicherungsringen der Wasserkanister vergraben. Die Zelle 6 war schon während des Betriebs (vielleicht in den letzten Jahren) verbotenerweise überbrückt worden. Der zerborstene Glasbehälter des Akkus mit verbogenen Platten stand in der Ecke neben der Tür. Alle wesentlichen Teile wurden von uns geborgen und können zu Demonstrationszwecken wieder aufgebaut werden.
Zum Seitenanfang