Das Studio im Corso
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Das auf beiden Fotos sichtbare Geländer stammt aus dem Treppenhaus vom Foyer zum 1. Stock.
Studio Schema
Rekonstruktion des Studios
Das Studio war vom Typ her ein Schachtelkino, wie sie zur Zeit des Kinosterbens massenhaft entstanden.
In diesem Fall wurde ein sehr kleiner Raum im Inneren des Gebäudes unmittelbar neben den eigentlichen Technikräumen mit ca. 38 Sitzen bestückt.
Der 35mm Projektor, eine komplette Askania APXII, stand auf einem kastenförmigen Metallgestell im Nebenraum. Projeziert wurde der Film durch einen Wanddurchbruch (Glasfenster mit Holzrahmen) über einen Spiegel auf die Hinterseite der noch vorhandenen Milchglasscheibe.
Auf dem Foto ist der Umriß des Gußfußes der Askania gut zu erkennen. Dieser war mit vier Schrauben an dem Kasten befestigt.
Die drei zusätzlichen Löcher dienten wohl der Befestigung von Winkeln mit Umlenkrollen, über die der Film von der Abwickelspule
der Dauerlaufeinrichtung zum Projektor und wieder zurück zur Auffangspule geführt wurde. Da die Askania mit in der Standsäule bzw. im Spulenarm
integrierten Feuerschutztrommeln ausgestattet war, mußte man wohl zumindest deren Verschlußdeckel entfernen, um den Film dann über (kleine)
Freilaufrollen zur Dauerlaufvorrichtung zu führen.
Das wohl mittels eines Schneidbrenners roh ausgeschnittene rechteckige Loch in der Mitte des Umrisses diente der Durchführung des Kabelbaums (Netz, Gleichstromleitungen zum Gleichrichter). Bernhard Böhm, der Anfang der 1980er Jahre auch im Studio vorgeführt hat, beschreibt den Projektor so:
„Die Askania stand im Raum, wo es aus dem Büro kommend, links zur Treppe in den Vorführraum geht, auf dem Metallaufbau. Das Objektiv wurde durch eine Scheibe in einen kleinen Raum mit einem Spiegel gerichtet, und das Bild so auf das Milchglas im Studio projeziert. Sie werden es nicht glauben, aber ich war selber nie in diesem kleinen Raum.“Für diese Art der Projektion wurde die Askania in einem bestimmten Neigungswinkel aufgestellt.
Die gezeigten Filme (Eastern, italiensche Sandalenfile, zuletzt auch Hausfrauenreport) wurden von einer, sich hinter dem Projektor befindlichen Dauerlaufeinrichtung von Großspulen, die mindestens 6 Akte (einen kompletten Spielfilm) fassen konnten, abgespielt. Dazu nach einmal Berhard Böhm:
„Vorne und hinten eine riesige Spule, in der Mitte der hohe Aufbau der Askania. Beim Einlegen des Films mussten die Vorführer auf eine Leiter steigen. Die vordere Spule musste 15 Minuten, von einer Kette gehalten, ‚warmlaufen‘, ansonsten wäre der Film beim Anfahren durch den starken Zug gerissen. (was mir natürlich auch mal passiert ist) Das alles erzeugte einen großen Respekt vor der Technik. Denn das wollte auch alles gewartet werden.“
Ganz hinten eine der 6 Akte fassenden Großspule (ca. 4000m) aus dem Studio. Davor zwei 2000m-Spulen, davon eine in Draht-Ausführung, eine 1800m-Spule, eine 600m-Spule und eine 300m-Spule. Vermutlich gab es noch eine Umspuleinrichtung, mittels derer die Einzelakte zusammengeklebt und auf diese Großspule im Koppelbetrieb aufgespult wurden. Alternativ könnte jemand die Spulen schon fertig mit dem Film aus einem anderen Kino hierher gebracht haben. Joachim erinnert sich an eine seiner Vorführungen im JKI, daß damals ein Film aus frühen Jahren in 300m-Akten, allerdings auf zehn 600m-Spulen geliefert wurde. Er hatte den Film in Standard-600m-Akten vorgeführt (mit viermaliger Projektor-Überblendung) und wollte ihn so zurückgeben, um die Zahl der Klebestellen (und dabei evtl. entstehende Fehler) zu vermindern, aber sein Vorgesetzter bestand sicherheitshalber auf Rückgabe im Original-Zustand.
Im Lampenhaus befand sich, wie bei den beiden Projektoren des Hauptsaals, eine 1600W Xenonlampe, die mit einem Gleichrichter der Firma SAF (Süddeutsche Apparate-Fabrik) Nürnberg betrieben wurde.
Die Wasserschäden traten sicherlich erst Jahre später auf.
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