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Die Cyklopfilm-Gesellschaft

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Filmproduktion

Die Cyklopfilm-Gesellschaft, manchmal auch Cyklop-Film-Gesellschaft, wurde Mitte des Jahres 1919 gegründet. Über einen offiziellen Eintrag ins Handelsregister ist uns bisher nichts bekannt. Hauptgründer und künstlerischer Leiter der Gesellschaft war Fredy Hoffmann aus Köln, als Photograph und technischer Leiter fungierte Edmund Epkens. Das Oeuvre beschränkte sich nach unserem Wissensstand auf die Produktion von humoristischen Einaktern (Grotesken).

Den jungen Filmenthusiasten um Hoffmann und Epkens gelang es damals, eine Notiz über die Neugründung und deren ersten Produktion „Der Onkel vom Lande“ in der Mai-Ausgabe von Der Kinematograph, der „Fachzeitschrift für Lichtspielkunst“ zu plazieren. Edmund Epkens wird dort prominent als „Photograph und Technischer Leiter“ genannt, auch die Tatsache, daß die neugegründete Firma über ein eigenes Atelier verfügt, findet Erwähnung.

Anläßlich der Erstaufführung des einaktigen Lustspiels am Pfingstmontag 1919 im Modernen Theater lancierten die Jungfilmer einen Artikel in der Rheinischen Volkswacht vom 14.Juni 1919 unter der Überschrift „Köln als Filmfabrikstadt“. Dieser erwähnt zahlreiche Premierengäste für den von „heiteren Musikstücken“ begleiteten Stummfilm. Als Darsteller werden die „Kölner Künstler“ Ludwig Epkens (Edmunds Vater, ein lokal bekannter Sänger und Karnevalist) und Fräulein Amanda Epkens (Edmunds ältere Schwester) hervorgehoben. Der Verfasser umschreibt das Sujet des gelungenen Filmscherzes mit „einer freilich nicht mehr so neuen Verwechslung eines Paletots“, betont jedoch, daß es sich (trotz Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung) um den „ersten vollständig in Köln fabrizierten Film“ handelt und schließt mit dem Hinweis: „Selbstredend werden weitere Leistungen folgen“.

Die etablierte Fachwelt mit Sitz in Düsseldorf urteilte naturgemäß anders. In der Juni-Ausgabe des Kinematographen ätzt ein angeblich mit Absicht von der Pressevorführung ausgeschlossener Vertreter des Fachorgans unter dem Pseudonym Cato über die durch ihn, aus „Äußerungen des Publikums erfühlte“ mindere Qualität des ausschließlich von „im Filmfach tätigen Laien aus Köln und Umgebung“ bzw. von „aus der Damenwelt rekrutierten Gästen“ besuchten Films. In der Mai-Ausgabe hatte Cato noch wohlwollend über die Dreharbeiten berichtet, in die er bei einem Spaziergang in der Flora hineingeraten war. Allerdings war ihm der, seine Professionalität in Frage stellende Faux Pas unterlaufen, die Cyklopfilm mit der schon etablierten Kölner Filmfirma Sturmburg-Film zu verwechseln.

Edmund Epkens gab seine Positon als technischer Leiter der Firma im Januar 1920 auf, er war danach als selbstständiger Kameramann für unterschiedliche Firmen (vermutlich auch die Cyklop) tätig.

Kinotechnischer Betrieb

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Die Cyklopfilm hat auch Kinoprojektoren wie z.B. den Ernemann Imperator verkauft. Anzeige in der Kölnischen Zeitung v. 25.1.1921
Quelle: www.zeitpunkt.nrw

Die Cyklop spezialisierte sich besonders ab 1920 auch auf den Vertrieb kinotechnischer Geräte. Als Firmenadresse wird die Rosenstraße 17 in Köln angegeben. Die Rosenstraße 17 war interessanterweise seit Anfang des 20sten Jahrhunderts der Sitz des alteingesessenen Unternehmens Hoffmann & Kader, einer Blankschraubenfabrikation und Fasson-Dreherei, spezialisiert auf die Herstellung von Präzisionsdrehteilen, vor und während des gerade vergangenen 1.Weltkriegs als Heereslieferant bekannt. Seniorchef dieses metallverarbeitenden Unternehmens war Fridolin Hoffmann Sr. Insofern liegt die Annahme nahe, daß es sich bei Fredy Hoffmann um den im Jahr 1901 geborenen Fridolin Hoffmann Jr. handelt. In der „Fachzeitschrift für Lichtspielkunst“ Der Kinematograph warb die Cyklopfilm-Gesellschaft nach 1920 mit ihrem ständigen Lager von Vorführungsmaschinen der Firmen Ernemann (Typ Imperator) und Pathe (Spezialausführung Marke Cyklop) sowie Lampen, Widerstände, Schalttafeln und Zubehör.

Filmografie

Hier soll eine möglichst umfassende Auflistung der Filme erfolgen, die die Cyklop Filmgesellschaft produziert hat. Über Hinweise, Ergänzungen und Verbesserungen würden wir uns freuen. Die Filmografie wird ständig ergänzt und erweitert.

„Der Onkel vom Lande“ 1919

Humoreske, 1 Akt

Darsteller:

technischer Stab:

Inhalt:

unbekannt, heiteres Verwirrspiel um einen verwechselten Paletot.

„Wohnungsnot!“ 1920

Humoreske, 1 Akt

Darsteller:

technischer Stab:

Inhalt:

Groteske über einen vom Pech verfolgten Wohnungssuchenden. Am Ende findet er in einer Gefängniszelle wenigstens ein ruhiges Zimmer1.

Bemerkung:Eine Aufführung mit Gastauftritt des Hauptdarstellers fand im November 1920 in den Rhenania-Lichtspielen in der Severinstraße statt. Der Film enthält Rhein-Aufnahmen und solche aus der Universitätsstadt Bonn2.

Bruno Fischli nennt als weitere möglicherweise von der Cyklopfilm hergestellte Filme die Titel: „Der kranke Künstler“ und „Oh, Du mein Köln“3.

Quellen:
1 Der Kinematograph Nr.723 1920
2 Kinematograph Nr.723, November 1920
3 Fischli: Vom Sehen im Dunkeln, S.29