KIWE Köln
Kinotechnik made in Cologne
Die Firma KIWE Köln wurde von dem 1915 in Köln geborenen Ingenieur Rudolf Bergfelder im Jahr 1946 gegründet. Firmensitze waren u. a. Köln-Sülz, Marsiliusstraße 24, Berrenrather Str. 186, zuletzt ab ca. 1967 Höninger Weg 107-109. Hier sollen einige Dokumente und Fotos aus dem Betriebsalltag der KInotechnischen WErkstätten Köln (kurz: KIWE) vorgestellt werden, die uns der Kölner Kinotechniker Wendel Meurer, der viele Jahre bei KIWE gearbeitet hat, freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.
Eine Betriebsübersicht der Firma
von Rudolf Bergfelder 1967 kurz nach dem Umzug auf den Höninger Weg zusammengestellt.
Laut Firmengeschichte wurde das erste, nach dem Krieg eröffnete Lichtspieltheater (Millowitsch-Theater) von KIWE eingerichtet. Ab 1948 beschäftigte sich Rudolf Bergfelder mit der Großdia-Technik und meldete ab 1950 in diesem Bereich mehrere Gebrauchsmuster an.
Die beiden Askania AP XII 35mm Projektoren im Vorführraum des Institut français Cologne wurden von KIWE geliefert.
Die Firma Bergfelder exportierte kinotechnisches Zubehör nach ganz Europa und weiter.
Eines der Werbegeschenke, die die Firma Bergfelder an gute Kunden und auch an Mitarbeiter verschenkt hat. Die Witwe des Firmengründers, Frau Maria Bergfelder, die zudem jahrelang im Büro bei KIWE tätig war, hat es uns freundlicherweise für unsere Dokumentation der Kölner Kinotechnikgeschichte überlassen.
Ein weiteres Firmenportrait
Das im Jahr 1976 vom Heimatverein Alt-Köln herausgegebene Buch Zollstock - Wie es war und wie es wurde von Josef Rosenzweig, enthält auf Seite 256 und 260 eine weitere Zusammenfassung der Firmengeschichte dieses „seltenen Fachbetriebs“ für die Planung und Einrichtung von Normal- und Schmalfilm-, Theater- und Studioanlagen, Video-Anlagen, Fernseh- und Ela-Anlagen. Unter den Arbeiten des letzten Jahres werden die Errichtung von Projektionsanlagen in Kölner Museen (Römisch-Germanisches Museum, Rautenstrauch-Joest-Museum, Wallraf-Richartz-Museum), die Einrichtung mehrerer Lichtspieltheater in Köln, einer Video-Überwachungsanlage im Parkhaus einer großen Kölner Versicherung (Allianz), und ein umfangreiches Schulfernsehen mit Schauanlagen für körperbehinderte Kinder genannt.
Weiter berichtet das Firmenportrait von einigen hundert Lichtspieltheatern, die die Firma während ihrer 29jähriger Tätigkeit in Nordrhein-Westfalen technisch eingerichtet hat. Dazu zählten auch die beiden früheren Kinos in Zollstock, die Atrium Lichtspiele, Höninger Weg 2681, sowie die Lichtspiele des Südens, Höninger Weg 175.2
1s.a.Das Atrium bei Köln im Film
2s.a.Die Lichtspiele des Südens bei Köln im Film
Daneben wurden auch Hörsäle bei vier Hochschulen in Köln, Aachen und Neuss, außerdem in den Aulen von Gymnasien und Schulen sowie mehrere Studios von Radio- und Fernsehanstalten in Köln und Bonn ausgestattet.
Die Firmengeschichte von 1976 hebt noch einmal die Bedeutung KIWE als spezialisierte Service- und Reparaturwerkstatt von Projektoren aller Fabrikate und Filmformate, sowie als Fabrikationsbetrieb für feinmechanischer Apparate hervor. Einige von diesen stellen wir unter KIWE Zubehör vor. Der Bericht schließt mit dem Hinweis, daß der Kundenbereich sich über Rheinland und Westfalen hinaus auch in das benachbarte Ausland erstreckte und Wirtschaftsfachleute aus Köln und Bonn den Betrieb besichtigt und seine Bedeutung unterstrichen haben.
Geschichte der Fabrikhalle am Höninger Weg
Das Fabrikgebäude Höninger Weg 107-109 ist noch aus einem anderen Grund ein bedeutender Ort für die Kölner Kinogeschichte. Diese Adresse beherbergte nämlich auch das Filmtransportunternehmen Wilhelm Remagen, nach eigenen Angaben „Kölns ältestes Express Film-Transportunternehmen seit 1947“. Nach Auskunft von Wendel Meurer wurde dieser Standort später von dem legendären ‚Pepe‘ Patzer übernommen. Das Gebäude, in dem bis Ende 2021 mehrere Kunstschaffende in Ateliergemeinschaften residierten, wurde im Jahr 2023 abgerissen.
Werkstatt- und Büroräume befanden sich im 1.Stock des Gebäudes. Sie sind vorder- und hinterseitig über Treppen zu erreichen. Im Erdgeschoß residierte zu Zeiten von KIWE eine Lederreinigung. 35mm Kinoprojektoren, schwere Gleichrichter und Verstärker wurden mittels eines Flaschenzugs in die Werkstatträume befördert. Der Flaschenzug war nach Wendel Meurers Aussage bei dem Einzug der Firma KIWE schon vorhanden. Die vor KIWE dort ansässige Ernst Esser Maschinenfabrik hat ihn zum Transport schwerer Metallteile genutzt. Möglicherweise stammt er noch aus Zeiten des ersten schriftlich dokumentierten Eigentümers der Halle, Julius Kahn. Dieser hatte die im Jahr 1875 gegründete Rohproduktenhandlung von seinem Vater Joseph Kahn übernommen und sie wohl noch bis 1939 als Horn- und Knochengroßhandlung weitergeführt.3
Ein Luftbild vom Anfang des 20sten Jahrhunderts zeigt die Halle noch ohne Glaskuppeln jedoch mit zwei seitlichen Schornsteinen. Wie die Halle selbst, so ist vermutlich auch der Flaschenzug Zeugnis für jüdisches Leben in Köln, das im 3.Reich zerstört wurde.
3 Nach Recherchen von Herrn Dr. Ulrich Soénius Direktor der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln.
Bitte Bilder für vergrößerte Darstellung anklicken.
Zum Seitenanfang