Emil Schilling
Kinokettengründer und Filmproduzent aus Köln
ZurückRaus aus den Kartoffeln, rein ins Kinematographengeschäft
Emil Schilling wurde im Februar 1880 in Köln geboren. Er war das älteste von fünf Kindern des Gleueler Dienstknechtes Gerhard Schilling und seiner Frau Wilhelmine geb. Kutsch, einer Kartoffelhändlerin1. Emil stieg zuerst einmal in das Geschäft seiner Eltern mit ein, er durchlief vermutlich eine kaufmännische Ausbildung, war als Prokurist tätig und wurde im Jahr 1907 von der Kölner Handwerkskammer als Sachverständiger für Kartoffeln vereidigt und öffentlich bestellt. 1904 heiratete Schilling Helene Kemp, Tochter des Kölner Metzgers Jean Kemp Sr. aus der Apostelnstraße 52. Kemp Sr. war nebenberuflich in Kölner Gesangsvereinen aktiv und an einer Elektrofirma beteiligt. Bereits Anfang des Jahres 1908 hatte sich Schilling jedoch seinem späteren Hauptinteresse zugewandt, er war Inhaber und Betreiber eines Kinos, des Pariser Kinema, auf der Hohe Straße 125.
Eine Zeitungsmitteilung hebt die vornehme Einrichtung und die nahezu flimmerfreie Projektion hervor. Das Programm bestand aus der üblichen Mischung aus Dramen, Humoresken und Naturaufnahmen. Mittwochs war Programmwechsel2. Schon ein Jahr später verzog das Pariser Kinema auf die Hohestraße 90 in die Räume des ehemaligen Restaurant Löwenbräu. Auch hier gelang es Schilling einen Zeitungsartikel über die Neueröffnung zu lancieren.
Ein besonderes Feature des neuen Pariser Kinema war die Vorführung bei nicht vollständig verdunkeltem Saal (die für die Filmprojektion notwendige Verdunklung des Saales wurde, wie das Flimmern des Filmbildes als augenschädigend angesehen). Für die musikalische Begleitung der Films griff Schilling kurzerhand auf die Kapelle, die schon im Löwenbräu aufgespielt hatte, das erstklassige Künstler-Salon-Orchester unter der Leitung des Kapellmeisters Heinz Süper (der hatte es 1907 von seinem verstorbenen Vater Wilhelm übernommen).
Zum 1.März 1911 gründeten Emil und Helene Schilling die oHG „Deutsche Film-Gesellschaft Schilling & Co.“, Cöln (HRA. Nr. 5195). Im März 1912 wird die oHG „Deutsche Film-Gesellschaft Schilling & Co.“ in eine GmbH umgewandelt. Gegenstand des Unternehmens: An- und Verkauf, Herstellung und Verleih von Films, sowie aller in die kinematographische Branche schlagende Apparate. Stammkapital: 50000M. Für zwei Jahre hatte Schilling neben Mitgründer Wilhelm (Willy) Hünnes jr. und Jakob Schnick das Amt des Geschäftsführers inne. Mit seinem Geschäftspartner Hünnes hatte Schilling im kurz zuvor im Kölner Karneval 2/3 des Dreigestirns gestellt (Schilling als Prinz, Hünnes als Bauer). Das Pariser Kinema verkaufte Schilling an Paul Prior3, u.a. 2.Vorsitzender des Lokalverbandes der Kinematographeninteressenten aus Köln und Umgebung, später Geschäftsführer der Dekage-Verleihgesellschaft. Eine Quelle listet Helene Schillings Bruder, den Metzgermeister Jean Kemp jr. als Betreiber, später noch Kemp und seinen Schwager Walter Schmidt (Millowitsch Theater) als spätere Betreiber. Im Juni 1912 gründete Schilling mit Hünnes die „Modernes Theater GmbH“, Unternehmensgegenstand: Betrieb eines oder mehrerer Lichtspieltheater. Das erste von der Gesellschaft betriebene Lichtspielhaus war das neuerbaute „Modernes Theater“ (Architekt Robert Perthel) auf den Grundstücken Breite Straße 21 und Glockengasse 2-6. Der Haupteingang lag an der Breite Straße, die Leinwand zur Glockengasse hin. Von den Fluren führten elf Türen in den im Unterhaus gelegenen Zuschauerraum mit rund 800 Sitzplätzen. Zwei breite Treppen führten zum Obergeschoß mit etwa 400 Sitzen, darunter rund 100 Logenplätze. Der Saal war 30 Meter lang und genauso breit, ein Bronzebeleuchtungskörper in seiner Kuppel sorgte für indirekte Beleuchtung. Die Beheizung erfolgte durch eine Niederdruckdampfheizung. Auch die vorschriftsmäßig eingebaute Panikbeleuchtung (auch Zusatznot-Beleuchtung bzw. heute Antipanik-Beleuchtung genannt) wurde in Zeitungsartikeln erwähnt.