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Arthur Schmidt-Sturmburg

Schauspieler Regisseur und Filmproduzent in Köln

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OHG Rhenania Schmidt-Sturmburg & Co

Artur Schmidt-Sturmburg repräsentierte den Typus des klassischen Theaterregisseurs und Bühnendarstellers, der das Medium Film für sich entdeckte. Wie Friedrich Werther-Vanelli interessierte er sich für historische Stoffe mit Köln-Bezug. Er war Mitgründer der im Dezember 1917 ins Handelsregister eingetragenen OHG Rhenania Schmidt-Sturmburg & Co. (Nr.6684). Weitere Gesellschafter waren der Bergwerksbesitzer Hubert Schreiber, der Bonner Kaufmann Fritz Berndt, die Schauspielerin Anna Maria Krähe und Auguste Bröggelhoff.

Sturmburg-Filmgesellschaft

Schon im selben Jahr kam es zur Abspaltung einiger Gesellschafter. Schmidt-Sturmburg, Krähe, und Bröggelhoff schieden aus, der verbleibende Hubert Schreiber konnte jedoch die Witwe Anna Weyand als Gesellschafterin gewinnen. Unter dem neuen Namen Rhenania Filmgesellschaft Weyand & Co. setzte sich Schreiber in den folgenden Jahren bei der neugegründeten Städtischen Filmstelle für die Präsentation der kulturhistorischen Rhenania-Produktion „Richmodis von Aducht“ in städtischen Kinos. Die Rhenania Filmgesellschaft (Weyand & Co) Köln am Rhein, Firmensitz: Breite Straße 12, produzierte mindestens einen Film mit den bewährten Kräften des Kölner Schauspielhauses. Möglicherweise war die Rhenania 1919 an der Produktion der Harry Hill (wer denkt da nicht an Harry Piel?) Detektiv-Serie des Bühnenschauspielers und Regisseurs Valy Arnheim beteiligt. Sturmburg gründete vermutlich noch im selben Jahr die Firma Sturmburg-Filmgesellschaft. Unternehmenszweck waren Film-Fabrikation, Vertrieb und Verleih. Unter dem Label Sturmburg-Serie schwenkte er auf die Serienfilmproduktion von Lustspielen und Sensationsfilmen um. Vermutlich kreierte er auch das Firmenlogo, eine stilisierte Burg auf einem von Meer und Sturm umtosten Berg, eingefaßt in einen ovalen Rahmen, über dem Rahmen der Schriftzug Sturmburg, darunter wahlweise der Schriftzug Film bzw. Serie. Darüber hinaus betätigte sich Schmidt-Sturmburg ab 1919 in der neuen Firma als Talent-Scout und bot Schauspiel- Mimik- und Schmink-Kurse sowie auch Tanz-, Box- und Reitunterricht an.

Annonce der Sturmburg-Filmgesellschaft im General-Anzeiger für Bonn und Umgegend v. 26.Januar 1919
Quelle: www.zeitpunkt.nrw

Die Firma verfügte wohl auch über ein eigenes Atelier (möglicherweise am Hauptfirmensitz, Mittelstraße 21), denn Sturmburg bot neben Freiluft- auch Innenaufnahmen an. In der älteren Anzeige wird darauf hingewiesen, daß für Dreharbeiten eine Konzession der britischen Behörde vorliegt. Was die Behörde wohl zu der Vergangenheit des weiter unten vorgestellten neuen Stars der Sturmburg-Filmgesellschaft gesagt hätte...

Eine weitere Annonce für Unterricht vom Ende des Jahres in: Rheinische Volkswacht Nr.258 v. 17.September 1919
Quelle: www.zeitpunkt.nrw

Zusammenarbeit mit Max Orlamünde

Wie der für die Knepper Brüder nur wenig später tätige Fritz Hückeswagen tingelte Orlamünde als Kabarettist über die Bühnen der Dorftheater. Auch aus anderen Gründen fühlte man sich bei Orlamünde das von den Kneppers produzierte Hückeswagen-Nachkriegsvehikel „Vom Frontsoldaten zum Kriegsgewinnler“ erinnert. Orlamünde war nämlich ein Kriegsgewinnler eigener Sorte. Er hatte während des 1.Weltkriegs von 1914 bis 1918 unglaubliche Popularität mit einem Bühnenprogramm erlangt, bestehend aus patriotischen Vorträgen und antibritischen Schmäh-Liedern unterster Kategorie (Haßgesang gegen England etc.). Der Grund dafür, daß solche Parolen gut ankamen, war das von England durchgesetzte Handelsembargo gegen Deutschland. Allerdings verfügte Orlamünde über schauspielerische Qualitäten, er hatte zu der Zeit ein Engagement am Deutschen Theater Köln. Für die Sturmburg sollte Orlamünde in einer neuen Sensations-Detektiv-Serie eine weitere Variation des allseits beliebten Typus des draufgängerischen Gentleman-Detektivs verkörpern, diesmal unter dem Namen Fritz Stahl. Weiteres folgt in Kürze.

Annonce für die Unterricht in: Gelsenkirchener Zeitung Nr.212 v. 10.September 1918
Quelle: www.zeitpunkt.nrw

Mit seinem Detektiv-Monokel gab Orlamünde auch Gastspiele, bei denen er Anekdoten über die Dreharbeiten zum Besten gab.

Annonce für einen späteren Auftritt Orlamündes mit „Kölschen Krätzchen“ in: Gelsenkirchener Zeitung Nr.167 v. 31.Juli 1923
Quelle: www.zeitpunkt.nrw

Filmografie

Hier soll eine möglichst umfassende Auflistung der Filme erfolgen, die die Rhenania Filmgesellschaft bzw. die Sturmburg-Film produziert hat.

Annonce für die Uraufführung des Richmodis Films in: Kölner Local-Anzeiger Nr.83 v. 24.März 1918
Quelle: www.zeitpunkt.nrw

„Richmodis von Aducht“, 1918

Technischer Stab:

Darsteller:

Inhalt:
Filmische Adaption der gleichnamigen mittelalterlichen Kölner Sage.

Bemerkung:
Uraufführung am Ostersonntag, den 31. März 1918 im großen Saal des Gürzenich, beworben als kulturhistorischer Film, an dem bis zu 200 Personen mitgewirkt haben. Der Reingewinn der Aufführung sollte in eine Kriegsanleihe fließen, deren Zinsen (Kriegs-)Witwen und Waisen in Köln zugute kommen sollten.

„Wie einst im Mai“, 19181

Technischer Stab:

Darsteller:

Inhalt:
bisher unbekannt, beworben als „Ein kleiner Herzensroman in drei großen Kapiteln“

Bemerkung:
Die (Außen-)Aufnahmen für den Film fanden am Rhein in Godesberg und Rolandseck statt.

„K. v. Sanatorium“, 19182

Sturmburg suchte noch Komparsen für seine Produktion „K. v. Sanatorium in: Kölner Local-Anzeiger Nr.216 v. 6.August 1918
Quelle: www.zeitpunkt.nrw

„Teil I der Rheinischen Lustspiel-Serie

Lustspiel in 3 Akten, 1200 Meter

Technischer Stab:

Darsteller:

Inhalt:
Ein netter junger Mann, nebenbei Eigentümer eines schlecht laufendes Sanatoriums, darf seine Freundin nicht heiraten, weil ihr Vater dagegen ist. Durch die Intervention einer schicken Schauspielerin kann der Vater schließlich umgestimmt werden. Es gibt ein Happy End für drei glückliche Paare und selbst der kryptische Titel wird noch aufgelöst: „K. v. Sanatorium“ = „kolossales Verlobungs-Samatorium“.

Zeitgenössische Kritik (Auszug):
„Pensionatsszenen, Jungen- und Mädelsstreiche, ulkige Titel helfen über die 1200 Meter hinweg, die hier und da besser photographiert sein könnten. Wenn man bedenkt, daß kein Atelier zur Verfügung stand, gewissermaßen behelfsmäßig gearbeitet wurde, kann man sagen, daß Dessauer alles getan hat, was er tun konnte“3.

Bemerkung:
Die Komparsen kamen aus Kölner Filmschulen, vielleicht auch aus Sturmburgs eigener. Der Film wurde im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung der Feldgrauen (deutsche Soldaten im 1.Weltkrieg) in den dafür eingerichteten Militärlichtspielen im Metropol-Theater, Apostelnstraße 13, vor Soldaten und Angehörigen der Mitwirkenden gezeigt.

Quellen:
1 Kinematograph Juli 1918 Nr.603
2 Kinematograph Oktober 1918 Nr.615
3 Kinematograph November 1918 Nr.618