Chronik des Tonfilms in Köln und Umgebung
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(v. altgriechisch βίοτος,[bíotos]=Leben, φωνή [phōnē]= Klang, Stimme) machen es deutlich: Die lebenden Bilder wurden schon seit Anbeginn des 20sten Jahrhunderts an von Ton begleitet. Namen wie Tonbild-Theater und Biotophon-Theater verweisen auf die u.a. singende, sprechende musizierende Bilder Oskar Messter, selber Entwickler von Tonbildverfahren veranschlagte für die erste Tonfilmepoche den Zeitraum von ca. 1903 -19131. Die Hoch-Zeit der Tonbilder ca. 1907 bis 1909, ab ca. 1910 setzten sich wieder nicht mechanische Formen der Bildillustration (Rezitation, Harmonium, Geige) durch. Daneben Phonola/Pianola als Ersatz für kleine Kapellen. Ab 1929 waren Nadeltonapparate und Lichttongeräte auf dem Vormarsch. Bald setzte sich der Lichtton gegenüber dem mit aufwendigerer Apparatur verbundenen Nadelton durch. Ende der 1950er Jahre kam der Magnetton auf.
Synchrone Filmbegleitungsarten
Tonbilder, Synchronbilder
Als Tonbilder wurden Filme bezeichnet, für die eine bildsynchron abspielbare, an den Inhalt angepasste Grammophonplatte mitgeliefert wurde. Einen interessanten Artikel von Anke Mebold über Tonbilder aus dem Filmblatt 61/62, 21. Jahrgang, Frühjahr 2017 durften wir mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Herausgebers CineGraph Babelsberg als PDF verlinken. www.filmblatt.de
Asynchrone Filmbegleitung
(Kino)rezitatoren, (Film-)Erklärer
Bis ca. Ende der 1910er Jahre, vor der flächendeckenden Einführung der in den Film einkopierten Tafeln mit erklärenden Zwischentiteln kommentierten bzw. erklärten Rezitatoren dem Publikum die Filmhandlung. Kritik gab es indirekt oft sehr ausführlichen, in blumiger Sprache verfassten Inhaltsangaben die den Verleihkopien beigefügt waren und auch oft in Zeitungen und Filmzeitschriften abgedruckt waren
Geografische Sonderformen des Bilderklärers
Der ‚Benshi‘ in Japan
Die geläufigsten Schreibweise für Benshi 弁士 setzt sich aus den veralteten Kanji 弁 (in der Bedeutung „Sprache“, „Dialekt“) und 士 in der Bedeutung eines in einer bestimmten Fachrichtung ausgebildeten Gelehrten zusammen. Benshi bezeichnet hauptsächlich einen ausgebildeten Redner, professionellen Vortragenden und im weiteren Sinn, oft in Verbindung mit den Kanjis 活動 (katsudo = bewegt) und 写真 (shashin = Fotografien) als Erklärer bewegter Fotografien = Kinoerzähler. Ein Benshi konnte als Erzähler auftreten und mehrere Rollen (auch Personen anderen Geschlechts) sprechen. Heinz Karl Heiland Im japanischen Filmatelier Kinematograph Nr.955 Juni 1925 stellte
Sascha Torge-Tornelly, ein populärer Rezitator
Sascha Torge-Tornelly stellte sich in seiner Annonce in der Zeitschrift Der Kinematograph Juli 1912 Nr.292 als Deutschlands
erster Kinovortragskünstler. Seine Referenzen: K. und k. Hofschauspieler a.D. (soll heißen er ist professionell ausgebildet)
ehemaliger Regisseur am Folies Caprice á la Paris (zu dieser Zeit gab es fast in jeder deutschen Großstadt ein Theater mit dem Namen Folies Caprice,
das bekannteste Folies Caprice hatte um die Jahrhundertwende in Budapest eröffnet. Der Ausdruck bezeichnete eine Art Kabarett,
daß aus einzelnen Sketchen (Possen) bestand, und weist darauf hin, daß Tornelly auch humoristische Einakter kommentieren konnte.)
Accentgerechte (akzentfreie) Aussprache von Französisch, Englisch, Italienisch Regierungskunstschein für Preußen und Sachsen
Eine späte Sonderform des Rezitators Franz Otto Krügers launige Kommentare in der Synchronfassung von Als Lachen Trumpf war (1960) Robert Youngsons When Comedy Was King https://www.synchronkartei.de/film/7223
Pianisten/Harmoniumspieler/Geiger - Kinokapelle
Bilderbegleiterin Baronin Alice Iwanowa-Düsterloh im Kinematograph Dezember 1912. Solistisch tätig als Klavier Harmonium Spielerin
Elektromechanische Kinomusik - Grammophon
Manuelle Begleitung durch ein handelsübliches Grammophon...
Die Kinemusic Record Company aus London brachte Stücke der Cinema Incidental Music auf Grammophon-Schellack-Platten heraus. Wie Hans Vogt von Tri-ergon (mit diesem Namen, „Werk der Drei“, bezeichneten sich die drei Erfinder des Lichttons in Deutschland, Hans Vogt, Joseph Massolle und Joseph Engl) in seinen Erinnerungen „Die Erfindung des Tonfilms“ auf Seite 14 anmerkt, war die Begleitung von Stummfilmen mittels Schallplatten (worin er auch die sogenannten Tonbilder einschließt) keine sehr effektive Methode in Bezug auf Synchronizität. Die drei Erfinder hatten allerdings am Anfang auch nicht viel Glück. Ihr Patent wurde trotz der eigens gegründeten Tri-Ergon AG weniger von der Filmindustrie als vielmehr zur Herstellung von Schallplatten mittels des photo-elektrischen Verfahrens (bei dem der Ton also zuerst in Film einbelichtet wurde) genutzt.
Geräuscheplatten
Kolportagegeräusche - Eisenbahnfahrt, Straßenlärm, Maschinen
Kinoorgel
Orchester mit Kapellmeister
Asynchrone automatisierte Filmbegleitung
Pianola, Phonola, Symphonion, kombinierte Sprechmaschine mit Klavier, selbstspielende Klaviere
Mehr dazu im Beitrag über Drei Notenrollen für ein mechanisches Klavier aus einem Ehrenfelder Kino.
Das Beck'sche Patent
1917 meldete Jacob Beck in Berlin ein Patent für eine kinematographische Aufnahmevorrichtung an. Becks patentwürdige Modifikation eines schon existierenden Verfahrens bestand in der Verwendung eines konvexen Kugelspiegels statt des bisher verwendeten Planspiegels. Dies ermöglichte eine verkleinerte (also weniger störende) Einspiegelung eines dirigierenden Kapellmeisters bzw. eines Metronoms in den Filmstreifen. Deshalb wurde das Beck-Patent häufig mit dem Zusatz Der kleine Kapellmeister versehen.
Synchrone Filmbegleitung
Nadeltonsysteme
Lignose Hörfilm System Breuning, Messtronom, Ultraphon System Küchenmeister, Nadelton, Regulaphon Primoton, Zürich
Die hohen Kosten für die Umrüstung der Stummfilmprojektoren auf Nadel- oder Lichtton konnte sich in den Zeiten der Depression nicht jeder Kinobetreiber leisten. Die Kinobetreiber gründeten günstigere Konkurrenzsysteme zum Tobis-Klangfilm-Monopol, z.B. die Kinoton AG Berlin (nicht verbunden mit der späteren Firma Kinoton) die in den 1930er Jahren in den Konkurrenzkampf eintrat, um günstige Lösungen für die Kinobetreiber zu liefern, sowie in Köln die Regulaphon GmbH von Dr. Werner Rubens, seines Zeichens Pächter des National Theaters.
Lichtton
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Walter_Ruhmer Ernst Walter Ruhmer 1900 erste Experimente mit Phonophotographie
Tri-Ergon
Einem der Tri-ergon Erfinder, Joseph Massolle, ist durch die Tri-Ergon-Stiftung in seiner Heimatstadt Bielefeld gerade ein Museum, das MUMA-Forum gewidmet worden. Dieses muß er sich allerdings mit dem ungleich bekannteren Bielefelder Friedrich Wilhelm Murnau teilen.
Klangfilm brachte 1929 das Uniton Lichttongerät als Universal-Lichtton-Ansatzgerät für alle Malteserkreuz-Projektoren heraus. Für den Mechauprojektor gab es eine Spezialausführung dieses Ansatzgerätes. Hier stellen wir aus unserer Sammlung das Klangfilm Uniton für Malteserkreuz-Projektoren in der Version von 1930 vor. Der mit maximal drei Tonlampen bestückbare „Tonlampen-Revolver“ ermöglichte theoretisch eine ununterbrochene Tonwiedergabe bei Ausfall der gerade aktiven Tonlampe. In der Praxis kam es auf die Aufmerksamkeit und Reaktionsgeschwindigkeit des „Operateurs“/der „Operateurin“ an.
Mittels einer Rändelschraube unter dem Tonlampengehäuse konnte man mit etwas Übung zügig von einer Tonlampe zur nächsten umschalten.
Die Umlenkung des Lichtstrahls von der Tonlampe zur Photozelle erfolgte über zwei rechtwinklige Prismen.
Die von uns geborgene Bauer-B14-Projektoren-Anlage von 1959 ist mit zwei Klangfilm Europa Lichttongeräten ausgestattet.
Quellen:
1vgl. Oskar Messter, Mein Weg mit dem Film S.66ff